Den Traum "Bauerncafé" verwirklicht
Vormittags hat Bernhard Sabelhaus mit Beschäftigten der Caritas-Werkstatt noch bunte Knusperhäuschen für den Weihnachtsmarkt in Dörpen gebaut. „Das macht Spaß, weil alle mit viel Einsatz dabei sind“, freut sich der Emsländer. SeinTraum war schon immerein Bauerncafé. Und diesen hat er sich vor Jahren erfüllt.
Die „Bauteile“ für die Knusperhäuschen hat der gelernte Bäcker in seiner Backstube in Kluse vorbereitet. Die Aktion war im so gut angekommen, dass Sabelhaus sie gerne wiederholt. „Ich bin Bäcker mit Leib und Seele“, sagt Bernhard Sabelhaus von sich. 30 Jahre lang übt er diesen Beruf nun schon aus, und seit drei Jahren ist er selbstständig. Sabelhaus lebt mit seinem drei Jahre älteren Bruder Hubert im Elternhaus der beiden. Das ist ein ehemals landwirtschaftlicher Betrieb am Siedlungsdamm 1 in 26892 Kluse.
Dort hat Bernhard Sabelhaus sich auch seinen Traum von einem Bauerncafé verwirklicht. Das Café ist zwar nur im Sommer geöffnet, aber auch jetzt hat Sabelhaus keine Langeweile, wie er fröhlich versichert. Aufträge für Kuchen,Torten und Brot auf Bestellung müssen abgearbeitet werden. Außerdem bietet er in den Wintermonaten für Gruppen Frühstück an, Pizza-Abende oder Kohlessen nach dem Boßeln.
Während Bernhard Sabelhaus erzählt, kommt sein älterer Bruder Hubert nach Hause, der den Tag bis 16 Uhr in der Caritas-Werkstatt in Dörpen verbringt. „Als unser Vater gestorben ist, habe ich die Vormundschaft für Hubert übernommen“, erinnert sich Sabelhaus und betont: „Ich habe diesen Schritt nie bereut und bin froh, lass mein Bruder nicht in ein Heim umziehen musste.“
Sein Bruder sei Autist und habe den Entwicklungsstand eines etwa achtjährigen Kindes. Anfangs habe es Kritik und Unverständnis für seine Entscheidung gegeben. Die Behörden seien aber auf seiner Seite. Dankbar ist Sabelhaus Freunden, die ihn unterstützen, und seiner Schwester, die immer für die beiden Brüder da ist. Nicht zu vergessen der Familienentlastende Dienst, der Hilfe für den Haushalt schickt. Das alles ermöglicht den Bäcker, ab und zu etwas Freizeit allein zu verbringen.
Wenn es eine Frau in seinem Leben geben sollte, müsste sie auch seinen Bruder akzeptieren, setzt Sabelhaus klar die Prioritäten.„Das Leben ist nicht mehr so spontan“, gibt der Emsländer zu, aber er möchte es nicht anders haben. In der gewohnten Umgebung sei sein Bruder ganz zufriedenund pflegeleicht. „Das sind Menschen, die man nicht abschieben sollte“, ist er überzeugt.
Als eines von sieben Kindern ist Bernhard Sabelhaus auf dem Hof der Eltern aufgewachsen. „Das Bauerncafé war mein Traum“, erzählt er lächelnd. Freunde machten sich anfangs Sorgen, ob der Plan aufgehen würde. „Wer will denn hier hin, in die Walachei“, hätten Bekannte ihn oft gefragt. Aber es habe sich herausgestellt, dass gerade die Lage ein Vorteil sei. „Es kommen viele Radtouristen, ältere Leute mit ihren E-Bikes und Familien mit kleinen Kindern.“ Darum möchte er bald einen Spielplatz anlegen.
Im ersten Jahr sei er mit dem Bauerncafé ganz klein angefangen, selbst noch vorsichtig optimistisch, erinnert er sich. „Wir haben die Scheune ausgeräumt verschiedene Tische, Stühle und bunt zusammengewürfeltes Geschirr benutzt.“ Landwirtschaftliche Geräte und eine besondere Dekoration sorgten für eine urige Atmosphäre. Da er gerne dekoriert und es den Gästen gut gefiel, überließen ihm Besucher und Nachbarn bald Bilder, Geschirr oder schöne alte Gegenstände wie Radios oder Puppenwagen.
Zusammen mit den karierten Tischdecken und Vorhängen an den kleinen Scheunenfenstern ist so eine Gemütlichkeit fast wie in einem Museum entstanden. „Das ist eine tolle Hilfe“, bedankt sich Sabelhaus bei allen Spendern alter Dinge. Regelmäßig gestaltet der Cafébetreiber die Räume um, damit auch Stammgäste immer wieder etwas Neues zu entdecken haben. „Ich habe oft an diesen Spruch gedacht: Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben“, sagt Bernhard Sabelhaus.
Es sei ihm bewusst gewesen, dass bei Neueröffnungen viele Neugierige kommen. Die Mund-zu-Mund-Propaganda sei gut gewesen. Jetzt in den Jahr seien die Besucher sogar aus Meppen, Ostfriesland und den Niederlanden zu ihm gekommen, „des Kuchens wegen“ ist Bernd Sabelhaus stolz.
Schaffen kann er den Cafébetrieb auch, weil seine Schwester und seine Nichten kurzfristig einspringen, um beim Bedienen zu helfen, falls es einmal sehr voll wird.
Sabelhaus ist froh über die familiäre Unterstützung und freut sich schon jetzt auf die Woche vor Ostern. Dann öffnet er sein Bauernhofcafé für die Sommersaison.
DREI FRAGEN
Was zieht sich wie ein roter Faden durch Ihr Leben?
Die Pflege meines Bruders. Ich lebe gerne mit ihm, bin mit ihm groß geworden. Er kooperiert super, und ich habe zur Unterstützung tolle Freunde.
Was verbindet Sie mit Werner Garbe?
Werner Garbe? Der Fair-Kauf-Laden, in dem er sich engagiert, ist ganz hier in der Nähe. Ich finde es gut, dass dort Produkte fair gehandelt werden.
Warum geben Sie den roten Faden an ihn weiter?
Damit es bekannter wird, dass es so ein Engagement und auch so einen Fair-Kauf-Laden bei uns in Kluse gibt.
von Susanne Risius-Hartwig (NOZ)